Zeitreise zurück ins Jahr 1454

Auf Initiative des Elternbeirats erlebten einige Klassen, wie die erste Druckmaschine von Johannes Gutenberg funktionierte.

Der Schriftsetzer Thomas Carl zieht mit einem originalen Nachbau dieser Maschine durch die Lande und machte auch an der Maria-Ward-Realschule Station. Die Klassen, die das Glück hatten, diese Vorführung im Festsaal besuchen zu dürfen, staunten über seine Erklärungen zurecht: Drei Jahre musste im Jahr 1454 jemand warten, wenn er eine Bibel in Auftrag gab! Denn diese wurde damals noch handschriftlich angefertigt. Dank der Erfindung von Johannes Gutenberg war dies ab 1455 deutlicher schneller möglich: Innerhalb von zwei Jahren konnte seine Maschine, die mit austauschbaren Bleitypen druckte, 180 Exemplare der Bibeln herstellen. Teuer waren diese Ausgaben dennoch, da nur der schwarze Fließtext im Bleidruckverfahren hergestellt wurde. Rote Textpassagen, Abbildungen und Verzierungen wurden handgeschrieben und –gemalt. Etwa 40 Gulden hatte man für eine Druckausgabe zu zahlen – heute etwa 25.000 bis 30.000 Euro. Gutenbergs Erfindung steht im unmittelbaren Zusammenhang zu Luther und der Reformation, wie die Schülerinnen und Schüler erfuhren. Denn sie ermöglichte die schnelle Vervielfältigung der 95 Thesen, die Luther fast sechzig Jahre später, im Jahr 1517 in Wittenberg an die Tür schlug und die mit Grundsatzdiskussionen über Glaubensfragen zur Spaltung des Christentums in Protestanten und Katholiken führten. Außerdem erlaubten sie Martin Luther, in drei Monaten rund 3000 seiner deutschsprachigen Bibelübersetzungen zu verkaufen. „Bis ins Jahr 1980 wurde auf Gutenbergs Art gedruckt, erst dann kamen mit dem Offsetdruck, dem Laserdruck und der Digitalisierung neue Möglichkeiten auf. Viele Schriftsetzer mussten umlernen und einen neuen Beruf ergreifen“, schloss Thomas Carl seine Worte, bevor alle seiner jungen Zuhörerschaft zur Erinnerung eine Seite mit dem Osterversprechen selbst drucken durften: Die Lade mit dem Papier wurde über den Bleisatz geschoben, die Presse mit einem Hebel festgedrückt, wieder gelöst, die Lade herausgeholt und das Blatt herausgenommen. Das Druckexemplar muss nun einen Tag trocknen, damit die äußerst haltbare Druckerfarbe aus Harz, Öl und Ruß nicht verschmiert. In einer kleinen Ausstellung konnten noch ein mit den Bleitypen bestückter Setzkasten – das Arbeitswerkzeug eines Schriftsetzers – und einige alte Bücher besichtigt werden sowie ein winziges Büchlein, nicht einmal einen Zentimeter groß, welches das Vaterunser in sieben Sprachen beinhaltet. Eine bemerkenswerte Veranstaltung, die der Elternbeirat Herr Slischewski unseren Klassen ermöglichte! 

Martina Beck