Eindrucksvolle Hommage an die Eichstätter Barockzeit

Anlässlich der „Eichstätter Frauentage“ präsentierten Schülerinnen der Maria-Ward-Realschule und Initiatorin Angelika Süss goldfarbene barocke Tonplastiken in der Marktgasse  

Pfiffig lächelnd, zufrieden und selbstbewusst sitzt die füllige goldglänzende Dame auf einer Holzbank und zieht, zusammen mit zahlreichen weiteren barocken Figuren, derzeit die Aufmerksamkeit der Passanten in der Marktgasse auf sich. „Goldenes Eichstätt“, so lautet der Titel des Kunstprojekts, das Künstlerin Angelika Süss und Schülerinnen der Maria-Ward-Realschule umgesetzt haben und das im Rahmen der „Eichstätter Frauentage“ erstmals der Öffentlichkeit präsentiert wurde. Bei einer kleinen Vernissage am Samstagvormittag stellten die Künstlerinnen zusammen mit rund 30 Gästen und bei unterhaltsamen Akkordeonklängen von Wally Reichart ihre barocken Kunstwerke vor. Anwesend waren auch die Kulturbeauftragte der Stadt Eichstätt, Maria Lechner, der Vorsitzende der Jagdgenossenschaft Eichstätt, Willi Reinbold, Proeichstätt-Vertreterin Carola Langscheid, Monika Helmstreit, Schulleiterin von Maria Ward, Lehrkräfte der Kunstfachschaft Maria Ward sowie Eltern der jungen Künstlerinnen.

„Eichstätt quillt nur so über vor wunderschönen barocken Figuren“, führte Angelika Süss, bis Juli 2020 Kunstlehrerin an der Maria-Ward-Realschule und Initiatorin des Kunstprojekts, in die Vernissage ein. Die Vielfalt an barocken Motiven und Figuren, die dem Eichstätt-Besucher auf Schritt und Tritt begegneten, habe sie auf die Idee eines kleinen freiwilligen Ferienprojekts gebracht, das sie schließlich auch in den Pfingstferien 2020, mitten in den harten Corona-Zeiten, realisierte: „Mit Begeisterung nahmen fünf Schülerinnen nach Wochen digitalen Unterrichts und fehlenden Begegnungsmöglichkeiten an dem gemeinsamen Workshop teil und arbeiteten drei Tage lang mit größter Freude und Elan an den Barockfiguren“, erinnert sich Süss. Jede der Schülerinnen, im Mai 2020 Achtklässlerinnen, fertigte damals in Anlehnung an die barocke Geschichte und Kultur Eichstätts, die die Schülerinnen über Bilder und Besuche vor Ort kennenlernten, zwei Tonplastiken an – ganz nach eigenen Wünschen, Vorstellungen und Fantasien. Ob Brunnenfiguren, Meeresgetier oder Putti an barocken Brunnen und Architektur – die Schülerinnen ließen sich schnell von den barocken Kunstgüter der Stadt inspirieren und gestalteten mit Begeisterung ihre ganz eigenen Wesen des Barock, erläuterte Süss den Gästen.

Die Freude am gemeinsamen Arbeiten lässt sich deutlich an den fantastischen Ergebnissen der aktuell in der Abschlussklasse befindlichen Realschülerinnen Marielie Strupf, Anna Schweiger, Helene Wittmann, Rebecca Stark und Leah-Marie Wichmann erkennen. Nach dem Modellieren der eindrucksvollen Plastiken aus schwarzbrennendem Ton und einer Trocknungszeit wurden die Figuren gebrannt und abschließend mit einem Goldüberzug veredelt. Zur endgültigen Präsentation wurden sie auf Metallstelen befestigt und schmücken nun als Gesamtwerk den Eingangsbereich verschiedener Läden der Marktgasse. Dort ziehen sie nun – auffällig goldglänzend – die Blicke von Passantinnen und Passanten auf sich, die staunend vor den überdimensional modellierten Fischen, Putti, Muscheln, Schnecken oder Krebsen stehenbleiben.

Bis Anfang April werden die Kunstobjekte der jungen Frauen, die während und nach der Vernissage von allen Seiten größtes Lob erhielten, als außergewöhnliche „Hingucker“ in der Marktgasse verbleiben. Dann, so erläuterte Angelika Süss den Ursprungsgedanken des Projekts, sollen die Plastiken wertvolle Bestandteile des Eichstätter KultURwald werden, der seit 2017 Natur, Kultur und Geschichte einander nahebringen will. Die Präsentation in der Marktgasse, so Süss, sei also als eine einmonatige Vorschau und erstmalige Präsentation gedacht, mit dem Ziel, die Eichstätter Bevölkerung auf die Platzierung im Eichstätter Kulturwald neugierig zu machen. Dass die wunderschönen Goldplastiken die Eichstätter Innenstadt wieder verlassen sollen, konnten sich die Vernissage-Gäste noch gar nicht vorstellen: „Die Barockfiguren passen doch so perfekt in das Eichstätter Stadtzentrum“, war von verschiedener Seite zu vernehmen. Zur Standortfrage der einzigartigen Kunstwerke der jungen Frauen wird es in den nächsten Wochen sicher noch weitere Überlegungen – oder gar ein neues Kunstprojekt? – geben.

Dagmar Kusche