Von der Provinz in die Welt – Personalausflug in Pappenheims „Herzkammer“
Als ein kulturell-historisches Highlight der besonderen Art entpuppte sich der diesjährige Personalausflug nach Pappenheim, der uns einen gleichermaßen unterhaltsamen wie lehrreichen Nachmittag bescherte. Dank der Vermittlung von Günter Gastner kamen wir in den Genuss zweier profunder Kenner der Stadt, mit denen wir außergewöhnliche Streifzüge abseits touristischer Pfade unternehmen durften. Erste Station war die Pappenheimer Stadtkirche, in der Dekan Popp einen regelrechten Parforce-Ritt durch Geschichte, Kultur und Gegenwart Pappenheims hinlegte. So erläuterte er nicht nur die Verbindungen der Grafen von Pappenheim mit der deutschen und europäischen Geschichte, sondern gab auch viele Anekdoten von anno dazumal bis in die Gegenwart zum Besten. Von der Bedeutung der ehemaligen Reichsmarschälle in Mittelalter und Neuzeit über ihre literarische Karriere in Schillers „Wallenstein“ bis hin zu ihrer NS-Adaption durch den „Reichsfeldmarschall“ Hermann Göring kam so gut wie alles zur Sprache, was den Ort Pappenheim einzigartig macht. Ganz nebenbei und mit viel Esprit kam Popp auf Architektur, Baugeschichte und künstlerische Ausstattung von Kirche und Altstadt zu sprechen, die er nicht nur nahtlos in seine breit angelegte tour d´horizon einbettete, sondern mit vielen subtilen Erläuterungen garnierte. Nach einer Kaffeepause ging es in diesem Sinne im historischen Pfarrhaus weiter, in dem der so genannte „Grasmahlsaal“ aus der Renaissance besonders beeindruckte. Anschließend übergab Popp den Stab an Stadtführerin Durner von der Pappenheimschen Gräflichen Verwaltung, die uns an Leo von Klenzes „Neuem Schloss“ vorbei zum 1372 von Marschall Heinrich von Pappenheim gegründeten ehemaligen Augustinereremitenkloster führte. In der dem Heiligen Geist geweihten gotischen Klosterkirche schien die Zeit nachgerade stehengeblieben zu sein. Sie dient seit 1700 ausschließlich als Gruftkirche der Grafen von Pappenheim und konnte so weitgehend ihren authentischen Charakter bewahren. Dieser wird nicht zuletzt durch den bilderreichen spätgotischen Altar aus der Zeit um 1500 unterstrichen, der unsere besondere Aufmerksamkeit fand. Die außergewöhnliche Zeitreise in Pappenheims Vergangenheit beendeten wir schließlich mit einem ausgiebigen Abendessen im Gasthof Sonne.
Andreas Stolz