Soziale Gerechtigkeit weltweit

In der ersten Maiwoche gastierte in unserer Schulaula die interaktive Ausstellung “Missio for life”. Das Hilfswerk Missio unterstützt unter anderem in Not geratene Kinder und Jugendliche in Indien, Afrika und auf den Philippinen. Drei dieser Schicksale lernten die Schülerinnen und Schüler der achten und neunten Klassen im Rahmen eines interaktiven Lernparcours kennen. Ausgerüstet mit einem iPad schlüpften sie in die Perspektive von Renu, Paulo und Geoffrey und konnten so nachvollziehen, was Kindern in anderen Ländern widerfahren kann, was dort Alltag für viele ist.

„Missio for life“ ist eine spannende Mischung aus Alternate-Reality-Game, Serious-Game und Ausstellung. So fanden sich an den Stationen sowohl reale Gegenstände wie zum Beispiel eine Vitrine mit Mitgift-Gegenständen oder einen „Müllberg“, als auch QR-Codes, die man scannen musste, um eines der vielen Spiele auf dem iPad zu spielen. An einer Station konnten die Schülerinnen und Schüler mit Hilfe einer VR-Brille hautnah miterleben, wie Geoffrey aus Tansania mit seinem Motorrad verunglückt und wegen seiner Behinderung sogar von der eigenen Familie ausgegrenzt wird.

Ein Schicksal, das unsere Schüler ebenfalls näher kennenlernen durften, ist das von Renu, einer jungen Inderin. Zu Beginn wird ihre Hochzeit zwischen ihren Eltern und den zukünftigen Schwiegereltern ausgehandelt. Die Zusammenstellung der Mitgift übernimmt man selbst mit Hilfe des iPad. Mehrmals muss man sich dabei anhören “Das ist zu wenig”. Schließlich hat man Renu an die Schwiegereltern verkauft – sie selbst sieht ihren Ehemann erst am Hochzeitstag. Danach gelangt man in die Küche der Familie des Ehemanns, bei der Renu nach der Hochzeit lebt. Vom iPad angeleitet, kocht man ein indisches Gericht…bis Renus Schwiegermutter einen Brandsatz wirft und die Küche in Flammen aufgeht. Renu überlebt und findet sich in einem Krankenhaus wieder. Die Familie behauptet, es sei ein Unfall, die Polizei schreitet nicht ein. Solche Mitgiftmorde (“burning brides”) oder deren Versuch sind nicht unüblich, um eine unliebsame Schwiegertochter loszuwerden und dann eine neue Hochzeit mit Mitgift zu arrangieren. Aber es gibt auch Hoffnung. Einen Ausweg bieten Organisationen, die die gepeinigten Mädchen und Frauen aufnehmen.

Nach diesem Schema sind auch die Geschichten der beiden anderen Stationen, die von Geoffrey in Tansania und Paulo auf den Philippinen handeln, aufgebaut. Armut, Gewalt und der Kampf ums Überleben sind Alltag für sie, nicht jedoch Schule. Einen Ausweg bieten auch hier Organisationen, die sich der Kinder und Jugendlichen annehmen und ihnen die Möglichkeit geben, ein selbstbestimmtes Leben zu führen.

Für unsere Schülerinnen und Schüler war es sicher keine leichte Aufgabe, sich in eine Welt hineinzuversetzen, die gewalttätig und der eigenen so fremd ist. “Missio for life” jedoch hilft ihnen mit modernen Medien, die Welt aus einer anderen Perspektive zu sehen und das Erfahrene mit ihrer eigenen Lebenswelt in Verbindung zu bringen.

Text: Regina Thurner, Sandra Springer

Fotos: Franziska Berlinghof